travel / 28.09.2021

Digital Detox in der Surselva – Graubünden

Werbung | Die ständige Erreichbarkeit über Smartphone und Mail lässt uns im Alltag und auch im Urlaub kaum abschalten. Erholung wird immer schwieriger. Ständig für alle erreichbar zu sein versetzt uns stets in Unruhe, Stress und bringt eine permanente Ablenkung mit sich. Das kann durchaus auch negative Folgen für unsere Gesundheit haben und sich z. B. durch Schlaflosigkeit, Konzentrationsmangel oder psychische Überlastung zeigen. 

Umso wichtiger ist es sich wieder bewusste Auszeiten zu nehmen. Das Wochenende, ein Wochenende sein lassen und den Urlaub wieder zu Erholung zu nutzen. Das Smartphone aus der Hand legen und Mails ausschalten.
Zum Energietanken sind wir in die Bündner Berge gefahren und haben uns vier Tage auf eine „digital detox“ Reise begeben. Bewegung und die gute Alpenluft sind für uns Balsam für die Seele. Beim Wandern sind die Gedanken weit weg vom Alltag und man ist mit sich selbst und der Natur allein.

| Digital Detox in der Surselva 

In der Surselva im Schweizer Kanton Graubünden haben wir Ruhe gefunden. Ein wahres Wanderparadies mit idyllischen Bergseen, tosenden Wasserfällen, unberührter Natur, naturbelassenen Tälern, romantischen Bergdörfern und aufregende Gipfel die erklommen werden wollen. Die Kulturlandschaft der Surselva ist ebenfalls sehr beeindruckend und läd in zahlreiche Museen, historische Bauwerke und Theater ein. Und dann gibt es da noch ganz besondere Angebote, die entdeckt werden wollen und uns mit zurück in die Vergangenheit nehmen und sie erlebbar machen.
Wir schalten für vier Tage das Telefon aus, sind ohne Laptop unterwegs und möchte die Berge und die Natur wieder bewusst erleben.

| Rheinschlucht – Ruinaulta

Unsere Reise startete mit einer Tour durch die Rheinschlucht. Startpunkt war Reichenau und es ging über Bonaduz, Versam und Castrisch nach Illanz, der ersten Stadt am Rhein. Entlang der Hauptstraße findet man diverse Aussichtsplattformen die einen atemberaubenden Blick über die Rheinschlucht freigeben. Rund 13 Kilometer schlängelt sich die Schlucht mit ihren bis zu 350m hohen Felswänden durch die Landschaft und beherbergt eine Vielzahl seltener Pflanzen- und Tierarten.

| Bergdorf Brigels 

Von Illanz aus ging die Fahrt weiter nach Brigels, einem kürzlich zum zweitschönsten Bergdorf Graubündens gekürten Ort auf einem sonnen-verwöhnten Hochplateau auf 1289 m ü. M. Brigels ist eins dieser verträumten und charmanten alten Bergdörfer mit romantischen Holzhäusern und fehlendem Durchfahrtsverkehr, was Brigels zu einem familienfreundlichen ruhigen Ort macht. Hier ist so gut wie alles zu Fuß zu erreichen und das Auto kann stehen bleiben.
In Birgels kann man wunderbare Bergferien verbringen, denn es gibt ein tolles Angebot an Aktivitäten. Bestens beschilderte Wanderwege, ein Badesee, Sommerbetriebe der Bergbahnen, aufregende Trails zum Mountainbiken und ein Panorama-Golfplatz lassen keine Wünsche offen.

Unsere Unterkunft für das „digital detox“ ist das Hotel mischun. Wir wurden sehr herzlich empfangen und haben uns gleich wohlgefühlt.
Das Zimmer ist großzügig und modern eingerichtet. Es ist sehr ruhig und perfekt zum Entspannen. Die erste Nacht war sehr erholsam und beim Frühstück mit heimischen Brotvariationen mit Bio-Butter, hausgemachter Marmeladen, Bündner Honig und echte Brigelser Käse- und Fleischspezialitäten, starten wir genussreich in den Tag.
Für die bevorstehende Wanderung wird uns ein ausgiebiges Lunchpaket gepackt.

Vom Hotel aus erreichen wir fußläufig die Bergbahn Brigels unten am See. Von hier geht es mit der 4-er Sessel-Bahn von 1280 m ü. M. in sechs Minuten über Wiesenhänge hoch zur Bergstation Cresta Falla auf 1666 m ü. M. von wo aus wir unsere Wanderung starten.
Ziel ist das Val Frisal, ein drei Kilometer langes, geschütztes Hochtal auf 1900 m ü. M.

| Val Frisal

Die Hochebene Val Frisal ist ein muldenförmiger Gletscherabschluss mit mäandrischen Wasserläufen, die sich wie Adern auf der Ebene ausbreiten und bis rauf zu den Gletschern und Schneefeldern reichen.
Seltene Flora und Fauna, die Wasserläufe und das Flachmoor machen das Val Frisal zu einer der schönsten Hochtäler der Alpen. Das Bergpanorama, welches das Tal einrahmt ist wunderschön. 

An der Bergstation Crest Falla halten wir uns links und gehen auf dem Weg 678 Richtung Mutteins. Zunächst wandern wir über grüne Almwiesen und steigen nach wenigen Minuten in einen kleinen Wald hinab und laufen dann wieder vorbei an Wiesen. Nach knapp drei Kilometern erreichen wir die Feuerstelle Chischarolas.

Entlang der linken Seite des Flembachs geht es Richtung Norden durch den Uaul Scatlè, einem Naturwaldreservat und kleinsten sowie ältesten Fichtenurwald der Schweiz. Der Wald wirkt sich selbst überlassen, was das Ziel hat, die Artenvielfalt und natürliche Entwicklung des Urwalds zu erhalten. 

Kurz hinter dem Wald zweigt der Weg in zwei Richtungen ab. Links geht es hoch zur Alp Nova und rechts über den Fluss entlang diesem hoch zur Val Frisal. Wir entscheiden uns die Runde gegen den Urzeiger zu gehen und nehmen die rechte Abzweigung.
Es geht moderat einen schmalen Pfad hinauf. Er führt fast die ganze Zeit am Flembach entlang der hier und da wild rauschend seinen Weg durch die Landschaft fließt und sich am Fuße des Kistenstöckli eine Schlucht gegraben hat wo er in Kaskaden tosend über Felsen in die Tiefe stürzt.

Mit Blick auf das Kistenstöckli und der Piz d’Artgas führt uns der Weg weiter rauf und nach eine großen Linkskurve liegt die Hochebene Val Frisal vor uns.

Die unberührte Hochgebirgslandschaft mit Gletschern, Moränen, Schotterfeldern, Schwemmebenen und Flachmooren ist in das Bundesinventar der Flachmoore und im Bundesinventar der Auengebiete eingetragen und damit von nationaler Bedeutung. Das Tal wird beweidet und wir wurden gleich zu Beginn von einer friedlichen Herde Kühe begrüßt. 

Das Längstal mit dem Talboden auf rund 1900 m ü. M. ist von mehreren Dreitausendern umgeben. Im Süden die Kette der Brigelser Hörner 3251 m ü. M., im Westen der Piz Frisal 3291 m ü. M. und der Bifertenstock 3419 m ü. M.)im Nordwesten. Im Nordosten liegt das Kistenstöckli 2747 m ü. M. an dessen Fuss die Bifertenhütte.

Wir gehen durch das Gras ein Stück Richtung Gletscherfeld und merken schnell, dass wir trockenen Fußes nicht bis zum Ende gehen können. Je nach Jahreszeit fließt Schmelzwasser in zahlreichen Adern durch die Ebenen und das Gras färbt sich grasgrün oder gelbbraun. Wir machen also Kehrt und ziehen die Schuhe aus um einmal quer durch das kalte Schmelzwasser und die Kiesel zu gehen. Das kurbelt den Kreislauf an und macht fit für den Rückweg. Dieser führt uns nun Richtung Alp Nova. Wir machen es uns aber erst noch unter der Sonne im Gras bequem und genießen die Aussicht auf die Hochebene.

Der Weg zur Alp Nova ist moderat und verläuft entlang einem schmalen Pfad am Hang unterhalb des felsigen Crap Cavigliauna. Kurz nach der Alp Nova erreicht man wenig später die Weggablung nach Chischarolas. Hier trifft man wieder auf den Flembach und die Route führt nun ein Stück auf dem selben Weg wie der Hinweg. Bei der nächsten Weggablung biegt man rechts in den Weg der einen zur Alp da Stiarls bringt. Vor uns nun der Piz Mundaun und rechts davon der Piz Sezner. Der weitere Weg führt durch einen kleinen Wald auf der rechten Talseite am Flembach entlang und vorbei an der Kapelle Sogn Sievi (Jahrgang 1183) zurück nach Brigels.

Für die Strecke von knapp 12 km haben wir inklusive Pausen gute sechs Stunden benötig. Trittsicherheit und eine gute Ausdauer sollte für die mittelschwere Wanderung vorhanden sein. 

| Tegia Rasuz – Grossvater kocht

Neben den vielen tollen Restaurants in Brigels, gibt es ein ganz besonderes Highlight – die Tegia Rasuz, ein alter Maiensäss, der von 1791 bis ungefähr 1970 auf Rasuz in Betrieb gewesen ist. Die Hütte besteht aus einer Küche, die gleichzeitig als Käserei genutzt wurde und einem Wohn- und Schlafraum.
In diesem original Häuschen von früher bietet „Grossvater“ Julian Cathomas ein ganz besonderes und authentisches Erlebnis an. Er nimmt uns mit in die Vergangenheit, in das Leben der Bergbewohner vergangener Jahrhunderte. Dazu kocht er herzhafte, bodenständige Kost über dem Holzfeuer.
Es ist bereits dunkel als wir eintreten und nach einer kurzen Begrüßung verschwindet Julian Cathomas auch schon in die Küche, um über dem Holzfeuer mit dem Kochen zu beginnen. Was aufgetischt wird entscheidet er spontan und so lassen wir uns gerne überraschen und nutzen die Zeit, um die kleinen Details im Wohnraum der Hütte zu bestaunen und tauchen ein in die Vergangenheit.
Zu Trinken wird ein Rotwein und Wasser aus einem Tonkrug serviert, gleich danach steht der erste Gang auf dem Tisch.
Julian serviert Bulzani mit Apfelmus in einer schweren Pfanne und dazu zwei Sorten Alpkäse. Hungrig wie wir nach der langen Wanderung sind schlagen wir gleich zu. Gegessen wir zu viert aus einer Pfanne.
Kaum ist diese leer steht eine gefüllt mit Polenta vor uns. Es schmeckt sehr sehr fein und ehe wir uns versehen, werden Capuns aufgetischt. Eine Bündner Spezialität die aus in Mangoldblätter gewickeltem Spätzleteig besteht und in
Milch gekocht wird. Meistens werden sie mit Salsiz oder Bündnerfleisch angerichtet. Und Capuns müsst ihr in Graubünden definitiv probiert haben!

Nach den drei Gängen gehen wir rüber ins lebendige Museum. Julian zeigt uns verschiedene Utensilien und Werkzeuge die früher im Handwerk verwendet wurden und erzählt uns von Berufen die längst ausgestorben sind. Er erklärt uns wie Flachs angebaut und verarbeitet wird und wie damals der Käse von der Alp ins Tal transportiert wurde. Der kleine Exkurs war sehr interessant und wir haben hier und da nicht schlecht gestaunt.

Für das Dessert geht es noch einmal zurück in die warme Hütte. Julian reicht uns „Buglia dad aunghels“, was wortwörtlich übersetzt Engels-Brei heisst und setzt sich zu uns. Und es schmeckt einfach himmlisch. Gezuckerter Rahm mit aufgeweichtem Weissbrot – ein Dessert, dass es vor vielen Jahrzehnten nur einmal im Jahr zu essen gab. Denn Ressourcen waren knapp und nicht in der Hülle und Fülle vorhanden, wie sie es heute sind. Dazu serviert Julian uns frischen Kaffee.
Wir sind mehr als satt und lauschen noch seinen Geschichten von damals. Er erklärt uns, dass die Hütte auf der Alp nicht das ganze Jahr bewohnt war. Eine ganze Familie hätte hier auf lange Sicht keinen ausreichenden Platz gehabt. Genutzt wurde sie als Zwischenstation zwischen Dorf und Alp. Die servierten Gerichte sind zubereitet wie früher. „Damals mussten die Speisen nahrhaft und einfach sein“, erklärt er uns. Der Abend war sehr schön und einen Besuch bei Julian Cathomas empfehlen wir sehr gern. Eine vorab Reservierung ist nötig.
Auf dem Weg ins Hotel zählen wir zahlreiche Sternschnuppen und genießen die kühle Bergluft bevor wir satt und müde in unser Bett fallen.

| Region Obersaxen Mundaun

An Tag drei ging es für uns gleich nach dem Frühstück mit gepackten Koffern in die Region Obersaxen Mundaun. Hier sind wir im Hotel Central bereits erwartet worden. Gleich nach dem Check in haben wir uns auf den Weg zur Talstation Cuolm Sura gemacht um dort die Wanderung vom Piz Mundaun zum Berggasthaus Bündner Rigi zu machen.

| Piz Mundau – Bündner Rigi
Mit dem Sessellift geht es gemütlich hoch auf den Gipfel von dem aus verschiedene schöne Wanderungen unternommen werden können. Das Wetter ist wie die Tage zuvor perfekt und so haben wir eine grandiose Aussicht. Vom Gipfel auf 2064 m ü. M. genießen wir die Sicht auf das Panorama  . Ins Tal blickt man auf den Vorderrhein und die imposante Rheinschlucht sowie ins Surselva und Val Lumnezia.
Beim Ausstieg der Bergstation halten wir uns links und gehen zunächst über einen schmalen Grat Richtung Bündner Rigi. Nach gut zwei Kilometern und 45 Minuten Gehzeit auf dem recht steilen Weg erreichen wir das historische Berggasthaus, das wie ein Postkartenmotiv am Fuße des Bergs liegt. Erbaut 1902 ist es eine der ersten Herbergen in der Surselva. Die großzügige Sonnenterrasse lädt bei besten Wetter dazu ein, das Mittagessen im Freien zu genießen.

Begrüßt werden wir sehr freundlich vom Besitzer Stefan Brunke und die Gaumen gleich vom italienischen Koch mit hausgemachten Gerichten verwöhnt. Zur Vorspeise gibt es Caprese mit frischem Baguette. Hauptgang ist grandiose Pasta und das Dessert ist das beste Tiramisu, dass ich je gegessen habe. Es gibt natürlich auch regionale und traditionelle Speisen. Gut gestärkt ging es für uns dann über den breiten Schotterweg zurück zur Cuolm Sura unserem Ausgangspunkt der Wanderung.

| Hotel Central
Zurück im Hotel Central haben wir die Zeit vor dem Abendessen zum Ausruhen und Duschen genutzt. Das großzügige Zimmer und der ruhige Balkon luden ein, den Sonnenuntergang zu beobachten.
Beim Abendessen im Wintergarten schweifen meine Blicke immer wieder auf das Bergpanorama. Ich kann mich einfach nicht sattsehen. Zum Essen habe ich mich für das vegane Curry entschieden und war begeistert. Es war sehr sehr fein. In der Küche wird auf saisonale und regionale Produkte gesetzt und es gibt moderne und traditionelle Gerichte. Kulinarisch kommen hier alle auf ihre Kosten.
Wir fallen satt, glücklich und müde ins Bett und freuen uns auf den nächsten Tag.

| Staumauer Pigniu – Panixersee

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel checken wir aus und machen uns auf den Weg zum letzten Programmpunkt, bevor es am Mittag zurück Richtung Heimat geht.
Das Ziel für den Vormittag ist die Staumauer mit See in der Berggemeinde Panix.
Im Jahr 1989 wurde diese 50 m hohe Mauer im bündnerischen Vorderrheintal erbaut. Hier ihr liegt der Panixersee. Der See liegt zwei Kilometer nördlich des Dorfes Pigniu und  ist circa 1,5 Kilometer lang und rund 250 Meter breit. Gespeist wir der See von einigen namenlosen Gebirgsbächen und der Schmuèr, die ihn auch wieder verlässt. Um den See führt ein leicht begehbarer Wander- oder Spazierweg, über den der See in gut einer Stunde umrundet ist. An der Westseite, nach gut einer halben Stunde Gehzeit stürzen im hinteren Teil mehrere grosse Wasserfälle zu Tal.
Die Farbe des See ist ein helles Türkis, Bänke und Wiesen laden zum Picknicken ein. 

Die Staumauer selbst ist 1999 durch den Künstler Martin Valär zu einem geschichtsträchtigen Denkmal geworden. Im Jahr 1799 marschierte der russische General Alexander Wassilijewitsch Suworow auf dem Rückzug vor dem französischen Heer mit seinen Truppen von Elm nach Pigniu über den Panixerpass. Im Schneetreiben des Passes verlor er viele Soldaten, Pferde und fast das gesamte Kriegsmaterial. Die wenigen übriggebliebene und geschwächten Soldaten plünderten darauf das Dorf.

Auf der Staumauer ist der General mit Aussendispersionsfarbe als wankender Turm dargestellt. Seine gefallenen Soldaten erhalten durch die Bauernfiguren ein Denkmal und ziehen in endloser Reihe über die Mauer. Ein imposantes und ungewöhnliches Gemälde.

| Fazit – digital detox
Die vier Tage nicht erreichbar zu sein, social media frei zu machen und die Arbeit Arbeit sein zu lassen waren sehr erholsam. Gleich vom ersten Tag an tut es gut in der Natur zu sein und sie bewusster wahrzunehmen. Viele schöne Momente sind in meinen Erinnerungen abgespeichert, nicht aber im Bilderordner meines Smartphone.

In den Bergdörfern in Graubünden findet ihr eure Ruhe. Egal ob Aktivurlaub mit Wandern und Sport, Entspannen in Wellness-Oasen oder der Besuch einer der zahlreichen Kulturangebote. Es wird eine Menge angeboten und hier finden alle Erholung ganz nach den eigenen Vorlieben.
Einen Kurzurlaub in der Surselva können wir euch sehr empfehlen und wir werden definitiv wiederkommen.

1 Comment

  • Reply Anja Melles 04.11.2021 at 11:04

    Gott ,sind das tolle Bilder

  • Leave a Reply