Letzten Monat haben Flo und ich uns auf den Weg gemacht, um die Route des Grandes Alpes zu befahren. Flo mit dem Rennrad und ich mit Sack und Pack im Auto hinterher. Die Route ist eine der berühmtesten Wege durch die französischen Alpen. Sie führt von Thonon-les-Bains am Genfersee über 16 Alpenpässe bis nach Menton am Mittelmeer.Wir haben knapp 700 Kilometer und über 15.000 Höhenmeter zurück gelegt. Auf engen Straßen ging es kurvenreich und stets mit spektakulärer Aussicht Berg auf und Bergab. Aber immer mit einem mulmigen Gefühl im Gepäck wo Flo gerade steckt. Sieben Tage lang hieß es für mich täglich Zelt auf und wieder abbauen. Es war nicht immer ganz einfach einen Campingplatz mitten in den Alpen zu finden. Die Dörfer liegen recht weit auseinander und sind nicht gerade riesig. Es lief jedoch alles wie geschmiert.
| Route des Grandes Alpes
#1 Thonon-les-Baines – Beaufort
Die erste Etappe führte uns direkt vom Genfer See 147Km über die ersten Passstraßen nach Beaufort. Überfahren haben wir Les Gets (1172m), den Col de la Colombiere (1618m), den Col des Arvis (1487m) und den Col des Saisies (1650m). Die ersten Kilometer hatten wir eine perfekte Sicht auf das Mont Blanc Massiv.
Einen recht langen Stopp habe ich am Lac de Roseland gemacht. Einer Talsperre mit ziemlich klaren Wasser. An den Farben konnte ich mich kaum satt sehen. Es wirkte teils unecht, einfach surreal. Die erste Etappe hat Flo gut überstanden und doch recht fix gefahren.
#2 Beaufort – Saint Michel de Maurienne
Die zweite Etappe war 20km länger. Und gleich am zweiten Tag galt es den höchsten Alpenpass zu überfahren. Nämlich den atemberaubenden Col de L’Iseran mit 2764m. Die Landschaft ist grandios und die Aussicht war einfach der Hammer. Vorbei an grünen Wiesen und einigen Kühen, ging es hoch in karge Geröllwüsten. Mit jedem gefahrenen Höhenmeter war die Aussicht schöner und nach jeder Kurve bot sich mir ein völlig anderes Bild. Fragt mich nicht, wie oft ich angehalten habe, um Fotos zu schießen oder einfach nur die Aussicht und Luft zu genießen.
Wisst ihr eigentlich wie komisch es ist, im Hochsommer Schnee zu sehen?
#3 Saint Michel de Maurienne – Guillestre
Der Campingplatz in Saint Michel de Maurienne ist eine Katastrophe. Schon vor zwei Jahren hatten wir hier nicht so gute Erfahrungen und mussten Wetter bedingt ein Hotelzimmer nehmen. Die Duschen waren außerdem nur mit kaltem Wasser versehen.
Dieses Jahr haben wir mit dem Boden zu kämpfen gehabt. Versucht da mal nen Heering in den Boden zu bekommen. Einschlafen unter hellem Laternenlicht viel uns ebenfalls sehr schwer. Dafür gibt es im Ort eine kleine Pizzeria mit der weltbesten Gorgonzola Pizza. Die mit Pilzen ist nicht zu empfehlen, denn die Pilze sind aus der Dose und äußerst glitschig bah.
Die nächste Etappe hat ebenfalls alles wieder wett gemacht.
Eine der aller schönsten Aussichten bietet der Col du Galibier auf 2645m. Und wieder einmal war die Sicht klar und absolut mega. Das Grün der Wiesen legt sich wie ein weicher Teppich über die rauen Alpen und lässt sie weich und sanft aussehen. Ich mag das Farbspiel von grün und grau und den Anblick runter auf die Straßen, wie sie sich durch die Berge schlängeln.
Sichttechnisch hat auch der Col d’Izoard auf 2360m einiges zu bieten. Die Landschaft ist bewaldet und sandiger. Eine völlig andere Welt als am Galibier. Hier oben habe ich über eine Stunde einfach auf der Passspitze dagesessen und in die Gegend gestarrt. Durch die pralle Sonnen ließ es sich sehr gut da oben aushalten. Ich konnte mich wirklich kaum sattsehen!
Und als ich dann irgendwo da unten Flo entdecken konnte, war ich gleich noch ein Stück beruhigter.
Ziel dieser Etappe war Guillestre. Eine kleine Stadt mit knapp 2300 Einwohnern. Der Campingplatz hier lag direkt neben einem Alpenbach in dem wir uns erfrischen wollten. Noch bevor ich meinen Popo ins Wasser gehalten habe, haben wir zahlreiche Miniblutegel an unseren Beinen entdeckt und haben das Weite gesucht.
Im Zentrum der Stadt gibt es sau leckere und recht preisgünstige Pizza direkt auf dem kleinen Marktplatz. Falls es euch mal hier her verschlägt, geht auf jeden Fall zu Chez Antoine und überzeugt euch selbst. Danach lohnt sich ein kleiner Spaziergang durch die engen Gassen des Städtchens.
#4 Guillestre – Beuil
Landschaftlich wieder völlig anders ist die Route über den Col de Vars mit 2109m. Der Blick ist zwar nicht all zu weit, dafür kam ich mir vor wie in einer Miniatur Eisenbahnlandschaft. Das Ganze hatte auch einen Hauch von Holland, denn die hüglige Landschaft ist von Gräsern bewachsen und es könnten auch Dünen sein, hinter denen direkt das Meer liegt. Weit und breit gab es hier nichts. Keinen Menschen. Lediglich die Straßenschilder und die gut asphaltierte Straße ließen darauf schließen, dass hier doch hin und wieder mal wer vorbei kommt.
Nach dem Col de Vars geht es rüber zum Col de la Cayolle der wiederum recht karg ausschaut. Auf 2326m findet man nur noch vereinzelt Bäume. Auch hier habe ich mich in die Sonne gelegt und die Ruhe und frische Luft einfach mal genossen, bevor es nach Valberg ging, um dort unser Lager aufzuschlagen. Kurz vorm Ziel musste ich jedoch noch einmal umdrehen, um Flo mit Wasser zu versorgen. Stetig Berg auf mit praller Sonne im Nacken zerrt an den Kräften. Zum ersten Mal auf dieser Tour kam Flo beinahe an seine Grenzen und verfluchte die Alpen. Doch aufzugeben stand nicht zur Debatte.
#5 Beuil – Menton
Die letzte Etappe führte uns über den Col de la Couillole, den Col Saint Martin, den Col de Turini und den Col de Castillon bis ans Mittelmeer nach Menton. Mit jedem überquerten Pass stieg die Aufregung endlich einen Blick auf das Mittelmeer erhaschen zu können. Und irgendwann nach fast 700km war es dann soweit. Der erste Blick aufs Meer ist für mich erfüllender und aufregender als direkt mit den Füßen im Wasser zu stehen. Der Aussichtspunkt durch die Kakteen und orangen Dächer hindurch könnte nicht Klischee behafteter gewesen sein.
Und plötzlich fanden wir uns in Mitten von hektischem Straßenverkehr und Menschengewusel wieder. Nach Fünf Tagen absoluter Ruhe ein kleiner Kulturschock für uns. Unser Lager haben wir allerdings nicht in Menton aufgeschlagen. Der Campingplatz lag hoch oben auf einem Berg und der Weg dort hin war furchtbar. Also sind wir 10 Minuten weiter bis nach Italien gefahren um dort direkt an der Grenze in Latte zu campen. Zum Meer hatten wir so nur 5 Minuten Gehweg.
Am Meer habe ich nicht viele Fotos geschossen. Die zwei Tage dort wurden einfach mal genossen. Wir haben reichlich Sonne getankt und im Meer gebadet. Der Wellengang war ziemlich cool!
Nach der Route des Grandes Alpes war zwar Schluss mit Radfahren aber unser Trip noch nicht zu Ende.
Die letzte Station unseres Road Trips war Iseo am Lago di Iseo. Der viertgrößte der oberitalienischen Seen. Zuletzt in der Presse gewesen, weil Christo hier die Floating Pears installierte. Da kamen wir leider ein paar Tage zu spät. Macht aber nichts, denn so haben wir von dem Touristen Troubel nichts mitbekommen und konnten die Ruhe genießen. Drei Tage haben wir hier verbracht. Und auch hier haben wir kaum Fotos geschossen. Auf Instagram gab es zwei drei aber wir wollten einfach Zeit für uns.
Daher sind wir um den See gefahren oder zwei Stunden mit einem Kanu über den See geschippert. Die private kleine Insel Isola di San Paolo der Beretta Familie wollten wir uns unbedingt mal aus der Nähe ansehen. Hat schon was, sone eigene Miniinsel!
Außerdem haben wir leckeres Bier getrunken und so Alberts Namen gefunden!
Dieser Urlaub war wieder einmal sehr erholsam, ereignisreich und bleibt uns stark in Erinnerung. Flo kann stolz auf seine Leistung sein. Wer kann schon erzählen, die Alpen komplett bis auf den letzten Meter mit dem Rennrad überfahren zu haben?
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