Unser diesjähriger Frankreichurlaub bestand eigentlich aus drei Zielen. Dem Lac de Sainte Corix, welchen ich euch von oben, unten und mitten drauf gezeigt habe, den französischen Alpen und dem Giganten der Provence, dem Mont Ventoux. Ein paar Bilder und Eindrücke der letzten beiden Ziele habe ich heute noch für euch.
Eigentlich aber war der Mont Ventoux unser erstes Ziel. Wir wollten unbedingt mit dem Rad dort hoch. Und dieser Berg ist mit 1912m wirklich ein Gigant und in der Umgebung auch die einzig große Erhebung. Da hat man schon mal die Hosen voll, wenn man da mit dem Rad hoch will! Und so war es auch. Meinen ersten Versuch habe ich nach sechs Kilometern bergauf abgebrochen. Einen Tag später hieß es dann aber unter der glühenden Sonne Frankreichs, schwitzen und sich quälen! Und ich habe geschwitzt und mich ziemlich gequält. Auch jetzt gerade denke ich mir wieder, wie bescheuert muss man eigentlich sein, sich selbst derartig zu quälen. Ich kann es euch nicht sagen warum aber es hat sich absolut gelohnt.
Von unserem Campingplatz aus, sind wir also über Sault, der Lavendelstadt, die 26 Kilometer bergauf geradelt. Allein der Weg bis Sault hat mich viel Kraft gekostet. Die Steigung betrug stetig um die 5% außer am Gipfel aber dazu gleich mehr. Die ersten fünf Kilometern von Sault aus führten uns vorbei an zahlreichen Feldern. Danach folgte der bewaldete Teil und eine Kehre nach der anderen. Und ich hatte hinter jeder Kurve ein Abfahrt erhofft, wenn auch nur eine kurze. Aber nichts da, daher mussten wir ein paar Pausen mehr machen als sonst und mein Freund musste auch mal schieben! Ich war um jeden gefahrenen Meter froh, der uns näher an den Gipfel brachte. In Frankreich scheint es übrigens häufig so zu sein, dass hinter einer Kurve eine Herde Kühe oder Schafe den Weg versperren. Ein super Erlebnis, dass für die ersten Anstrengungen entschädigt. Irgendwann nach über 20 Kilometern haben wir dann die Baumgrenze erreicht (ich die Grenze meiner Kräfte) und vor uns lag der Mythos umgeben von einer kargen Mondlandschaft, wie ich sie live noch nie gesehen habe. Die Aussicht ist der helle Wahnsinn!!! Die restlichen Kilometer aber waren der Horror für mich. Steigungen im zweistelligen Bereich zwangen mich ca. 900 Meter vorm Gipfel abzusteigen. Sonst wäre ich vermutlich in Ohnmacht gefallen und nicht mehr aufgestanden. Für eine Pose hat es gerade noch gereicht. Wie viele Rennradfahrer mich angefeuert haben, damit ich wieder aufsteige und weiter fahre weiß ich nicht mehr. Ich hatte nicht einmal mehr die Luft ihnen zu antworten. Aber ich war glücklich oben angekommen zu sein. Es scheint am Mont Ventoux übrigens auch so, also wären hier mehr Rennradfahrer als Autos unterwegs.
Nach einer längeren Pause ging es die gefahrenen Kilometer wieder zurück. Bergab versteht sich. Ich liebe Abfahrten, vor allem auf so gut asphaltierten Straßen. Das macht dreifach Spaß. Einer längere Abfahrt bin ich bisher nie gefahren und auch sonst überhole ich üblicherweise keine Autos. Am Zelt angekommen, konnte ich vor Stolz glücklicher nicht sein und erschöpfter war ich wohl auch noch nie.
In unserem kleinen Buch über die Provence hatte ich von den Ockerfelsen in Roussillon gelesen und wollte unbedingt dort hin. Also machten wir uns an einem Tag auf den Weg in 20 Kilometer entfernte Roussillon um diese zu erkunden. Einst florierte dort die Ockerindustrie, jetzt strömen jährlich zahlreichen Besucher die Stadt um die Felsen auf Wanderungen zu erkunden. Der Eintritt kostet ca. 3€ für Erwachsene, was mich sehr verwunderte, weil ich tatsächlich mit viel mehr gerechnet hatte. Ein kurzer Weg und eine Kurve später leuchteten sie vor uns und ich habe mich kurz gefühlt als würde ich in einem amerikanischen Nationalpark stehen. Eine völlig andere Welt lag uns da zu Füßen. Bisher hatten wir nur Lavendelfelder, Wälder und noch mehr Wald gesehen. Die Felswände leuchteten in der Sonne in allen erdenklichen Orangetönen und auch in Gelb und Rot. Wir sind die große Wanderroute entlang gegangen und konnte so noch bizarre Felsformationen sehen, die an Termitenhügel erinnerten. Der Ausflug hat sich definitiv gelohnt, auch wenn es tierisch heiß war!
Auch beim Campen mag ich nicht auf leckeres selbst gemachtes Essen verzichten 😀 Gemüsespieße und vegetarische Burger. Lecker!
Eins meiner liebsten Highlights des Jahres 2014, wird auf jeden Fall die 15. Etappe der Tour de France sein. Denn da waren wir live dabei. Da wird ein ganz schön großes Spektakel veranstaltet, um die Fahrer dann für 2 Minuten vorbei rauschen zu sehen. Aber das war es wert.
Unser letzter Stopp in diesem Jahr waren die französischen Hochalpen. Hier haben wir auch noch mal zwei persönliche Höhepunkte erlebt. Nämlich die Auffahrt zum Col du Telegraphe und die zum Col du Galibier. Letzte habe ich kräftemäßig ausgelassen und bin mit dem dem Auto hochgefahren um meinen Freund dort Oben aufzugabeln. Die Auffahrt zum Telegraphe hat mir persönlich aber schon gereicht.
Von St. Michel de Maurienne ging es 11 Kilometer lang bergauf, bei nicht weniger als 7% Steigung. Das war so alles auch in Ordnung wären da nicht auf der Flamme Rouge die Wolken dunkler geworden. Es hat mit Nieselregen angefangen, der sich auf dem „Passgipfel“ des Telegraphe aber in fiesen Regen und Gewitter wandelte. Die Abfahrt zurück nach Maurienne war daher weniger spaßig und eher gefährlich. Die 11 Kilometer hinab, mit schwerer durchnässter Kleidung, zitternd und mit ziemlich schlechter Sicht, auf glattem nassen Asphalt, kamen uns vor wie eine Ewigkeit. Ein episches Erlebnis, welches ich aber nicht unbedingt wiederholen mag. Zur Belohnung gab es die leckerste Käsepizza aus der Provence und das Gefühl, es auch hier hochgeschafft zu haben.
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