travel / 17.06.2016

Kurztrip – Französische Provence II

Heute erzähle ich euch, was wir in den drei Tagen Provence noch so alles gesehen und erlebt haben. Und heute wird mir auch noch einmal bewusst was man in so kurzer Zeit alles erleben kann! Da der Trip sehr kurzfristig geplant war hatten wir keine konkreten Ziele in der Region. Eigentlich ist die Provence selbst die Attraktion und perfekt für ein paar Tage Erholung. Die hatten wir natürlich auch, wollten aber ein wenig mehr sehen. Das Internet vor Ort hat schnell ein paar hübsche Sehenswürdigkeiten ausgespuckt. Fangen wir aber mal mit Flos bekloppter Idee an, den Mont Ventoux drei Mal an einem Tag mit dem Rennrad hochzufahren.

| Le Mont Ventoux

Spätestens seit 2014 haben wir einen Lieblingsberg. Klingt ein wenig verrückt, der Ventoux hat uns aber vollkommen in seinen Bann gezogen. Von der Autobahn aus, kann man den „Riesen“ mit seinem kahlen, weißen Gipfel und den kargen Fels- und Geröllwüsten sehen. Und er beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue. Rings um ihn herum gibt es nichts, was seine Wucht schmälert, keine anderen Berge hinter denen er sich verstecken kann. Wie aus dem Nichts erhebt er sich als einziger in der Provence. Er hat spätestens seit der Tour de France den Ruf gnadenlos zu sein. Wie gewaltig und gnadenlos er ist, habe ich auf dem Rennrad am eigenen Leib erfahren. Immerzu Bergauf, Tritt für Tritt die pralle Sonne im Nacken, um auf dem Gipfel dann in den Böen des Mistral zu frieren.
Diesem verdankt der „windige Berg“ wohl auch seinen Namen. Wenn die Baumgrenze erreicht ist und man sich fortan durch die Geröllwüsten bewegt peitscht einem der Wind an schlechten Tagen pausenlos entgegen. Vom Gipfel aus wird man dann mit einem atemberaubenden Blick über die Provence belohnt. Bei guter Wetterlage reicht die Sicht bis zum Mont Blanc, den Pyrenäen oder dem Mittelmeer.
Mindestens genauso atemberaubend ist es, den Sonnenuntergang vom Gipfel des Mont Ventoux aus zu beobachten. Tagsüber verschwimmen die Bergkämme rundum zu einer grünen Landschaft. In der Dämmerung werden die Linien plötzlich klarer und eine Hügellandschaft schiebt sich vor die andere, bis sie immer mehr verblassen. Dieser Anblick war magisch. Da vergisst man den peitschenden Wind und die schlotternden Knie.

| Club des Cingles du Mont Ventoux

Aber Genug Geschwafel. Kommen wir nun zu Flos bekloppter Idee. Sich freiwillig das Martyrium von 22 Kilometern und 1677 Höhenmetern sowie eine durchschnittliche Steigung von acht Prozent und an der Spitze 12 Prozent, mit einer Auffahrt anzutun ist schon bescheuert. So sehr ich den Mont Ventoux mag aber seit 2014 ist er für mich ein absoluter Scheiß-Berg. Wer bitte kommt da auf die Idee einen offiziellen Club zu gründen, welchem man nur beitreten kann, wenn man diesen Erbarmungslosen Berg von allen drei Auffahrten an einem Tag hochgefahren ist? Klar der muss bekloppt sein, genauso wie die, die da hochfahren. Mein lieber Mann ist so bekloppt.
Der letzte Tag gehörte also dem Berg. Um 8 Uhr hat Flo sich auf den Sattel geschwungen um von Malaucène aus das erste Mal hoch zu fahren. Die zweite Auffahrt ging von Bedoin aus. In der Zwischenzeit habe ich ein Kloster besucht und die kleine Orte erkundet. Vor der dritten Auffahrt, von Sault aus, haben wir uns für eine kurze Brotzeit getroffen. Spätestens seit dem, ist es auch für Flo ein Scheiß-Berg. Wie anstrengend es sein muss, konnte ich ihm ansehen. Nach kurzer Pause und viel Wasser ging es dann auf zur letzten Auffahrt. Am Nachmittag, 135 Kilometer und 4300 Höhenmeter später, war es dann geschafft. Sichtlich erschöpft aber Stolz wie Bolle haben wir den Heimweg angetreten.

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|Gorge du Toulourenc bei Veaux

Das war eines unserer spontansten Abendteuer überhaupt. Aber von Anfang an. Auf Bildern hatte ich den Canyon schon gesehen und wollte unbedingt hier her fahren. Haben wir dann auch getan. Irgendwie aber nur stetig bergauf, bis das Navi stoppte. Mitten auf der Straße mit dem Vermerk, dass noch 7 Minuten Fußweg vor uns liegen.
Schon an dieser Stelle sage ich euch, vertraut keinem Navi! Wir sind also los marschiert und haben schon früh gemerkt, dass wir nicht das richtige Schuhwerk an den Füßen trugen. Denn je weiter wir dem Pfad folgten desto unbefestigter wurde dieser, auch steilere Wege entlang. Es ging teilweise im Klettermodus den Berg hinunter, dann wieder hoch und quer durch die Büsche und Bäume. Das Rauschen des Wassers im Ohr hat den Entdeckerwahn in uns entfesselt. Wir sind fast 2 Stunden am Berg herum gekraxelt. Mal kam das Rauschen näher, dann war es wieder weg. Irgendwie kamen wir aber nicht wirklich tiefer und haben beschlossen zum Auto zurück zu gehen. Wir waren zwar auf Wanderwegen unterwegs aber mir wurde ehrlich gesagt auch etwas mulmig, vor allem weil wir zuerst den Weg zurück verpasst haben bzw. dachten irgendwann einfach den Berg an einem kreuzenden Weg hoch klettern zu können.  Um uns herum nur Berge und steile Abhänge. Querfeld ein ging hier gar nichts. Da ich aber einen unglaublich guten Orientierungssinn habe, konnte ich uns auf den richtigen Weg zurück lotsen. Ich war schon etwas froh wieder im Auto zu sitzen.
Zum Canyon wollte ich aber unbedingt. Also zurück ins Tal und einen anderen Weg suchen. Der war auch schnell gefunden. Mit dem Auto direkt ans Wasser geht allerdings nicht. Es gibt aber einen ausreichend großen Parkplatz etwa 5 Gehminuten entfernt. Den könnt ihr jedoch auf dem Weg nicht übersehen. Fahrt hierzu einfach nach Veaux und folgt den Schildern.
Da waren wir also. Angekommen beim nächsten Abendteuer. Flo kam nämlich auf die Idee das Flussbett hoch zu laufen. Schuhe aus und los! Es war wie früher, als wir noch mit Oma und Opa am Altrhein entlang spaziert. Hauptsache nasse Füße!
Nach der nächsten Kurve haben wir gleich gesehen, dass wir nicht die einzigen sind. Scheint ein Hotspot zu sein. Im Mai ist hier aber noch nicht viel los. Allerdings hatten alle anderen Wasserschuhe an.
Nach ner halben Stunde haben wir dann beschlossen unsere Schuhe zu opfern und sie wieder anzuziehen. Langsam taten die Füße nämlich weh. Wir wollten aber trotzdem weiter!
Das Wasser wurde mal tiefer, mal so tief, dass die Beine kribbelten und ich froh war Shorts zu tragen und dann wieder flacher. Die Umgebung wurde vor allem aber immer schöner und das Wasser türkiser. Wir sind ca. 2,5-3 Kilometer den Fluss hoch gelaufen. Entlang steiler Felswände die von der Vegetation ausgewaschen wurden und über große Felsbrocken. An Stellen wo das Flussbett breiter ist gibt es Platz zum Ausruhen und in der Sonnen liegen. Wir sind an Familien vorbei gewandert, die den Tag mit Plantschen und Picknick dort verbracht haben. Ausgeruht haben wir uns allerdings nicht. Denn wir wollten hinter jede Kurve schauen, um zu sehen was uns erwartet oder was wir verpassen könnten. Und jedes Mal wurden wir belohnt. Auf den Bildern sieht alles nur halb so schön aus!
Da wir aber keine Badesachen dabei hatten war irgendwann kein Weiterkommen mehr. Durch die letzte Kurve hätten wir schwimmen müssen. Wären wir mit dem Rad unterwegs gewesen hätten wir das auch getan. Von Fotos aus dem Netz weiß ich auch was uns erwartet hätte. Vielleicht beim nächsten Mal!

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| Notre-Dame de Sénanque

Während Flo den Mont Ventoux hochgefahren ist, habe ich mich auf den Weg zum Kloster Senanque gemacht. Dieses hübsche Kloster des Zisterzienserordens liegt recht abgeschieden in einem kleinen Tal der Gemeinde Gordes im Département Vaucluse. Allein der Weg dorthin, über die D177A, ist für mich schon beeindruckend gewesen. Die Straße ist gut asphaltiert und man fährt durch Felswände und super schöne Natur.
Die Bauweise des Klosters ist typisch schlicht und daher ohne Schnickschnack. Und trotzdem ist es wunderschön. Vor allem wenn die Lavendelfelder rundherum blühen. Und die Ruhe dort inmitten von kleinen Hügeln ist total beeindruckend. Eine Führung habe ich nicht mitgemacht, da war ich zum falschen Zeitpunkt dort. Diese findet übrigens auch nur auf französisch statt. Allerdings habe ich es mir nicht nehmen lassen, einmal drumherum zu laufen und einen Blick in die Abteikirche zu werfen. Diese ist ohne Führung zugänglich. Draußen habe ich mich auch einfach ne viertel Stunde auf eine Bank gesetzt und die Ruhe genoßen. Das wirkt kleine Wunder und führt bei mir zur tiefen Entspannung!
Es ist für die meisten keine überragende Attraktion aber mir reicht allein der schöne Anblick. Schade, dass der Lavendel noch nicht geblüht hat. Falls es euch einmal hier her verschlägt, achtet auf lange Kleidung. Die Schultern und Knie müssen bedeckt sein.

IMG_6236  IMG_6089   DSC07980 DSC07982 Frankreich Prvence Französische Urlaub Senanque Abtei Kloster LavendelDSC07983 DSC07977   Frankreich Prvence Urlaub Senanque Kloster Abtei

5 Comments

  • Reply Kurztrip – Französische Provence II - cllct.net 17.06.2016 at 13:32

    […] post Kurztrip – Französische Provence II appeared first on […]

  • Reply Katrin 20.06.2016 at 9:16

    OMG! Was sind das für geniale Fotos! PARADIES!!!

    • Reply Annie 20.06.2016 at 16:58

      Wir haben uns auch ein bisschen wie in nem Indiana Jones Film gefühlt 🙂

  • Reply Jörg 03.07.2016 at 10:49

    Danke für die tollen Impressionen.
    Ist auch mein Lieblingsberg.

  • Reply franziska 15.07.2016 at 11:39

    Oh gott jetzt hast mich gerade krass in meine Kindheit zurück geworfen! Waren früher jedes Jahr an der Schlucht campen. Vaison la Romain und Co sind meine absoluten Lieblingsstädte und den Mont Vonteaux bin ich mit meinem Daddy schon hochgeradelt. Toller Post! Ich kann den Lavendel und Rosmarin praktisch schon riechen.. mhhh

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